Story zu GS 132

 

Es war der Morgen nach dem tollen Erlebnis in der „Seven Mile“, wo ich das Glück hatte einen wirklich schönen 86 Gramm klumpen Gold (GS 133) zu finden.

Wir waren wie üblich sehr früh unterwegs. Unser Ziel ist es während der heissen Jahreszeit in der Regel um spätestens fünf Uhr am Morgen mit dem „schwingen“ anzufangen. Es versprach wieder ein heisser Tag zu werden. Es war drückend schwül und der beissende Geruch eines nahen Buschfeuers lag in der Luft und erschwerte das atmen. Der Rauch kroch förmlich am Boden entlang und der Himmel westlich von uns leuchtete in fantastischen orange, rot und Gelbtönen. Es machte fast den Anschein als ob die Sonne heute von der falschen Himmelsrichtung aufgehen wollte. Zum Glück war es windstill im Moment, aber dass konnte sich schnell ändern. So beschlossen wir unser Fahrzeug nicht wie üblich in dichtem Gestrüpp und hohem Gras zu verstecken. Wir parkierten viel näher zu der gestrigen Fundstelle inmitten von unzähligen kleinen Dreckhaufen die von den „Oldtimern“ vor langer Zeit aufgeworfen wurden. Hier hatte es kaum brennbare Vegetation und nur vereinzelte mickrige, verkrüppelte „Boxwood“ Eukalyptusbäume. So war unser Suzuki 4x4 relativ sicher vor dem Feuer und sollte es trotzdem brenzlig werden, konnten wir uns recht schnell aus dem Wort, wörtlichen Staub  machen. Wir schnallten unsere Gürtel um, ergriffen die Rucksäcke und Metalldetektoren und wateten durch den Staub der Knöcheltief auf dem schmalen Zufahrtsträsschen lag welches entlang eines Stacheldrahtzauns verlief. Der sogenannte „Bulldust“ war feiner als Mehl. So fein, dass er schon fast wie Wasser reagierte beim durchschreiten, und geradezu kleine Wellen schlug. Rex liebte dieses Zeug. Er rannte wie von Sinnen dem Weg entlang, machte in vollem Galopp eine 180° Wende und lies sich einfach in den Staub fallen bis nur noch sein Rücken und die nasse Nase sichtbar waren. Auf ein kurzes „come on boy“ von Rolf schoss er auf wie besessen und flog förmlich, umgeben von einer riesigen Staubwolke zwischen unseren Beinen hindurch und wiederholte das ganze Schauspiel  auf der anderen Seite von uns. Die ersten trüben Sonnenstrahlen die sich durch die Rauchgesättigte Luft hindurch zu kämpfen vermochten, reflektierten von den Millionen kleinster, um uns herumwirbelnden „Micapartikel“ (Glimmer) in den verschiedensten Farbtönen und verliehen dem Schauspiel eine unwirkliche fast märchenhafte Qualität. Nachdem ich mich durch den Zaun gezwängt hatte, nahm ich Rolf unser Equipment ab, während er unsere Spuren im Staub so gut es ging verwischte, mit dem buschigen Zweig eines „Black-Wattle“ (Schwarze-Akazie) der neben der Strasse wuchs. Rex hatte sich in der Zwischenzeit eher wichtigeren Aufgaben zugewannt. Er beschnupperte und markierte nach Herzenslust, jeden Baum, Busch und Strauch in der näheren Umgebung, während ein Auge aber immer auf uns gerichtet war. Ich glaube er liebte diese Tageszeit genauso wie wir. Die Abenteuer des Tages stehen noch bevor, die Luft beherbergt noch Zeugen der leicht kühleren Nachttemperaturen und der Horizont explodiert in den kitschigsten Kaleidoskop Farben während die orange-rote Sphäre unseres Leben spendenden Sterns langsam am Firmament hoch klettert. Der Tag erwacht mit einer optischen Symphonie deren kein Van Gogh oder Rembrand jemals auch nur annähernd gerecht werden könnte. Als ob das nicht schon genug wäre um einem die Sinne fast zu verwirren, flattern schwarze Kakadus mit ihren blutroten Schwanzfeder-Unterseiten über unsere Köpfe hinweg und veranstalten ein ohrenbetäubendes Gekreisch welches sogar die zahllosen Regenbogen Papageie (Rainbow Lorikeet) trotz grossem Aufwand nicht zu übertönen vermögen auf ihrem Weg zu den süss riechenden, in voller Blüte stehenden Eukalyptusbäumen wo sie ihr Morgenessen erwartet.

In nur wenigen Minuten scheint die Natur hier von fast totaler Dunkelheit und gespenstischer Stille mit einem Ohrenbetäubenden, Augenblendenden Crescendo aufzuwachen dass man es nur mit einer Operette für die Sinne vergleichen kann. Während die märchenhafte Farbenpracht am Himmel meist nur von kurzer Dauer ist, verliehen der Rauch und

die vielen Aschepartikel in der Atmosphäre dem Schauspiel an diesem Tag ein bedeutend längeres Leben.

Während wir zielstrebig dem Verlauf eines kleinen trockenen Rinnsals folgten dass sich zwischen zwei steilen Hügeln entlang schlängelte, fing sich der bodennahe Rauch mit Hilfe einer kaum wahrnehmbaren Brise langsam aufzulösen, was uns das atmen um einiges erleichterte. Zuversichtlich dass dieses von Osten blasende Lüftchen uns das Feuer vom Leibe halten würde, folgten wir dem Bachlauf weiter in Richtung der „Seven Mile Lease“ zu der Stelle an der wir gestern nach einem richtigen „Stinker“ von einem Tag aufgaben. In der Hoffnung vielleicht noch einen guten Fund zu machen, platzierten wir unsere Rucksäcke wieder im selben „Gully“ wie am Vortag und machten uns an die Arbeit. Trotz der Tatsache dass der Morgen noch wärmer war als gestern, konnte die Sonne nicht mit ihrer vollen Gewalt auf uns herunter brennen. Da es die Asche und der Rauch den Sonnenstrahlen nur zu einem Teil erlaubte durchzufiltern, blieben die Temperaturen etwas mehr moderat und die trüben Lichtverhältnisse lösten sich nur langsam auf. Nach mehreren Stunden der fruchtlosen Suche, entschieden wir uns dem kleinen Bachlauf wieder in die selbe Richtung zu folgen aus der wir am Morgen kamen. Während Rolf mehrere ganz kleine Nuggets in dem Bächlein aufstöberte, hatte ich an den Seiten kein Glück. Nicht sehr weit unterhalb des Zaunes durch den wir am Morgen geschlüpft sind, kamen wir zu einer Stelle an der sich der Bachlauf in zwei teilte und beidseitig einer Landzunge fortsetzte. Beide Branchen des „Gullys“ wurden immer steiler und nach kurzer Distanz verloren sie sich im stark ansteigenden Gelände bis sie nur noch durch eine kleine Depression im schieferigen, steinigen Boden zu erkennen waren. Das letzte kleine Nugget fand Rolf kurz nach der Vergabelung im Bachlauf auf der nördlichen Seite der Zunge, und dann war Schluss. Ich konnte nichts finden auf meiner Seite der Landzunge und fing an sie weiter oben kreuz und quer abzusuchen und Rolf tat das selbe von unten. Während er sofort mehrere schöne Nuggets nahe beieinander ergatterte, und anfing aufzuräumen und systematisch zu suchen, konnte ich bis Mittag nur ein zirka drei gram schweres Stück Gold aus seinem Versteck locken. Das war aber genug für uns beide um zu beschliessen den Rest des Tages hier auszuharren.

      Nach einer kurze Mittagspause im dürftigen Schatten eines Iron Bark (Eisenrindenbaum) welcher in der spärlichen staubtrockenen Humusschicht ein kärgliches Dasein fristete, machten wir uns wieder an die Arbeit. Zuerst aber bauten wir mitten im Bächlein unter einem umgestürzten Baum einen Schattenplatz für unseren vierbeinigen Freund aus Ästen und Grasbüschen. Während Rex sich eine Vertiefung in den Sand buddelte und sich damit abfand den Rest des Tages im Schatten zu dösen und zwei Verrückte zu beobachten die sich in der Mörderischen Hitze abrackerten, legten wir wieder los. Die Sonnenstrahlen filterten immer noch nur getrübt durch die rauchige Atmosphäre aber es war trotzdem stinkend heiss. Der sehr stark mineralisierte Boden bestand hauptsächlich aus dunkelbraunem bis fast schwarzem Schiefergestein welches die Hitze absorbierte und durch die Schuhsolen an uns weiter gab. Und um das ganze noch unangenehmer zu machen, war das Gestein so stark eisenhaltig dass es häufig falsche Signale verursachte die nur durch graben identifiziert werden konnten. Meist war der Schiefer an der Oberfläche durch die Hitze von Buschfeuer fast angeschmolzen und dies muss die Mineralisation vermutlich anreichern und dies bereitete den Mikroprozessoren unserer Metalldetektoren einige Kopfschmerzen und uns auch. Wir mussten immerzu graben, kratzen und Signale verursachende Steine mit den Schuhen zur Seite schubsen um uns Klarheit zu verschaffen was all die Geräusche in unseren Kopfhörer zu bedeuten hatten. Es ist zu vergleichen mit dem Versuch eine herunterfallende Stecknadel zu hören während eines „Heavy Metal“ Rock Konzertes. Nicht ganz einfach, um es milde auszudrücken. Während ich mich in einer immer grösser werdenden Staubwolke langsam den Hügel runter arbeitete, kam Rolf in der entgegengesetzten Richtung Bergauf. Ich hatte überhaupt keinen Erfolg seit dem Mittagessen und Rolf ging es nicht viel besser. Er konnte zwar noch zwei kleine Funde verzeichnen ganz am Anfang, aber das war dann auch schon alles. Als wir so nahe beieinander waren dass unsere Geräte anfingen einander zu stören, entschied er sich etwas anderes zu probieren während ich noch weiter nach unten arbeiten wollte bis zu dem Punkt an dem er aufgehört hatte. Rolf fing an sich die Nördliche Flanke des Hügels oberhalb des verschwindenden Bachlaufs unter die Lupe, oder besser gesagt Suchscheibe zu nehmen. Ich werde nie erfahren was ihn dazu bewegte genau da zu suchen, denn es sah dort überhaupt nicht vielversprechend aus. Nur Schiefer, Staub und zahlreiche störende Grasbüsche. Auch hatte es bedeutend weniger Quarzfragmente welche dem Rest der Umgebung einen etwas vielversprechenderen Anblick verliehen. Eines muss man ihm lassen. Er hat schon eine gute Nase für den richtigen Platz manchmal. Nach kurzer Zeit sah ich ihn ein tiefes Loch buddeln was mich sehr überraschte, denn es hatte auf dem ganzen Hügel kaum Kies, Sand und Dreck. Es war wirklich fast nur stark verwitterter, bröckeliger Fels der seit Tausenden von Jahren durch die brutalen klimatischen Bedingungen langsam zu Staub gemahlen und erodiert wird. Zuerst dachte ich mir dass ihm die Hitze, Fliegen und all die falschen Signale so stark zusetzten dass er sich entschied seinen Kopf in ein Loch im Boden zu stecken, so wie das ein Emu tut wenn er nicht mehr weiter weis. Dieser flüchtige Gedanke meines „befudelten“ Gehirns welches sich anscheinend hitzefrei genommen hatte erwies sich genauso falsch wie bescheuert, was mir nur sehr langsam klar wurde als Rolf etwas vom Boden aufhob und anfing Luftsprünge zu machen. „Ob er da wohl eine eiskalte Flasche Bier gefunden hat? Oder vielleicht ist er ja ganz einfach nur übergeschnappt. Das wäre auch ok. Wir könnten dann zusammen die rosaroten Elefanten nach Hause treiben bevor sie wegfliegen.“, dachte ich mir in meinem langsam aber sicher übermüdeten, überhitzten und kaum mehr zurechnungsfähigen Zustand. Ich vermute dass es jedem Leser langsam klar wird dass ich psychisch kurz davor war mental „im Sandkasten spielen “ zu gehen. Ein erfrischender Schluck heisses Wasser aus meiner Plastikflasche und das schöne, mit reichlich Gold (zirka eine Unze) durchzogene Stück Quarz welches mir Rolf unter die Nase hielt trugen dazu bei meine Gedanken wieder einigermassen einzuordnen. Während Rolf nicht mehr zu halten war, tat auch mir der kleine Unterbruch gut. Ich konnte aber dem Boden nur noch ein „munziges“, Fliegendreck grosses Nugget entlocken, während Rolf unterdessen wütete wie ein besessener auf seiner Seite des Hügels. Kein Grasbusch überlebte seinen Arbeitseifer. Jedes noch so kleine Hindernis wurde gnadenlos beseitigt um ja kein Stück „Terra firma“ unabgetastet von der Suchscheibe zu lassen. Der Schweiss floss in Strömen und hinterlies kleine nasse Furchen in seinem von braunem Staub verklebten Gesicht. Da ich keine weiteren Erfolge mehr verzeichnen konnte bis zu dem Platz an dem Rolf schon gesucht hatte, entschied ich mich weiter oben auf dem Hügelrücken zu suchen. Hier lagen grosse Brocken des Schiefergesteins an der Oberfläche welche durchzogen von dünnen, stark mineralisierten Quarzadern waren. Die falschen Signale nahmen noch zu in Anzahl und Intensität. Es sah wirklich alles sehr interessant aus aber Gold konnte ich beim besten Willen keines finden. In der Zwischenzeit beobachtete ich wie Rolf nur wenige Meter vom ersten Fund entfernt ein zweites, etwas grösseres Loch grub. Und tatsächlich ging das Gehüpft wieder los. Das wollte ich mir aus der Nähe anschauen. Das Loch war ungefähr 45-50cm tief und das ausgehobene Material bestand praktisch nur aus verwittertem Schiefer und Staub. Fast kein Quarz und schon gar keine Eisensteine. Wenn man ein Loch graben müsste, dem Ruf von Mutter natur folgend, um eine körperliche Ausscheidung hinein plumpsen zu lassen würde es sicherlich hier geschehen. In diesem miserablen, staubigen nichts versprechenden Stück Dreckboden kann sich doch wohl kaum etwas verbergen was auch nur im weitesten sinne das Interesse eines normal denkenden Goldsuchers erregen könnte. Aber der Beweis zum Gegenteil lag jetzt auf meiner Hand. Ein wunderbar schöner Brocken Quarz, durchzogen mit ungefähr zwei Unzen Gold.  Den halben Tag plage ich mich nun schon ab auf Boden der gut genug aussieht um ihn fast verspeisen zu können wegen ein paar mickrige „Funzerl“ (Wie ein Österreichischer Freund von uns so eloquent zu sagen pflegte). Und für was? Frage ich.

Für nichts ausser Rückenschmerzen und der Gefahr einer Staublunge oder eines Hitzeschlages zu erliegen. Während das Zeug hier anscheinend nur so brockenweise rumliegt. Das zeigt mal wieder dass das Gold da ist wo man es findet und nicht unbedingt wo man es erwartet. Wenn es eine Regel gibt auf die man sich verlassen kann dann ist es ganz sicher diese.

Rolf war natürlich jetzt nicht mehr zu bremsen und obwohl ich eigentlich genug hatte für einen Tag, machten wir weiter bis uns die hereinbrechende Dunkelheit in die Flucht zu schlagen drohte. Eine leichte kühlende Brise lies Rex aus seinem Tiefschlaf erwachen und er machte sich Schwanz wedelnd bei uns bemerkbar. Da er bei Rolf keinen Erfolg verzeichnen konnte, watschelte er mir so lange vor den Füssen herum bis ich aufgab und mit ihm zurück zu unserem Provisorischen Camp im Bach ging und die Rucksäcke holte. Dies war für ihn ein Zeichen seinem vollen Übermut so richtig lauf zu lassen. Er hüpfte an mir rauf, rannte zu Rolf, zurück zu mir, dann Richtung Auto und wieder zu Rolf. Er lies keine Zweifel dass es seine Aufgabe ist die Herde zusammen zu treiben und sie sicher in Richtung nach Hause zu geleiten. Gerade wenn wir so richtig geschafft sind, strotzt er voller Energie. Als wir bei unserem Fahrzeug angelangten, war es schon fast dunkel. Trotz der Tatsache dass Rolf nach der zweiten Stufe dem Boden nichts mehr entlocken konnte, und auch der Nächste Tag der uns wieder am selben Ort fand, erfolglos war, konnten wir uns ein sehr zufriedenes grinsen nicht verkneifen. Trotz dem sehr unangenehm schwül- heissen Wetter, konnten wir uns über ein Total von mehr als 200g. Gold freuen. Wir schafften es anschliessend nie mehr zu diesem Platz zurück aber er blieb uns immer in Erinnerung. Irgend wie glaube ich einfach dass da noch etwas im Boden versteckt sein muss mit unseren Namen drauf. Im Oktober 2012  werde ich für mehrere Wochen wieder in der selben Gegend sein und der Sache noch mal mit einem  Detektor zu leibe rücken. Wer weis, vielleicht werde ich Grund dazu haben noch eine weitere Fortsetzung zu schreiben. Als Goldprospektor ist und bleibt man eben ein Optimist.